Fronleichnam 2010
war wiederum eine Premiere auf der Naturbühne:
Bei herrlichem Wetter erlebten die Zuschauer das Märchen vom Aschenputtel
Die Frau eines reichen
Mannes wurde eines Tages krank. Und als sie fühlte, dass ihr
Ende herankam, rief sie ihr einziges Töchterchen zu sich ans
Bett und sprach: Liebes Kind, bleib fromm und gut, so wird
dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf
dich herabblicken und will um dich sein. Darauf tat sie die
Augen zu und starb. Das Mädchen ging jeden Tag zu dem Grabe der
Mutter und weinte und blieb fromm und gut.
Als der Winter kam, deckte der Schnee ein weißes
Tüchlein auf das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder
herabgezogen hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau. Die Frau
hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht, die schön und weiß
von Angesicht waren, aber garstig und schwarz von Herzen. Da fing
eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an. Soll die
dumme Gans bei uns in der Stube sitzen! sprachen sie.
Wer Brot essen will, muss es verdienen: hinaus mit der
Küchenmagd. Sie nahmen ihm seine schönen Kleider weg,
zogen ihm einen grauen alten Kittel an und gaben ihm hölzerne
Schuhe. Seht einmal die stolze Prinzessin, wie sie
angezogen ist! riefen sie, lachten und führten es in die
Küche. Da musste es von Morgen bis Abend schwer arbeiten, früh
aufstehen, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen.
Obendrein verspotteten es die Schwestern und schütteten ihm die
Erbsen und Linsen in die Asche, so dass es sitzen und sie wieder
auslesen musste. Abends, wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam
es in kein Bett, sondern musste sich neben den Herd in die Asche
legen. Und weil es darum immer staubig und schmutzig aussah,
nannten sie es Aschenputtel.
Es trug sich zu, dass der Vater einmal in die weit entfernte
Stadt fahren und einkaufen wollte. Da fragte er die beiden
Stieftöchter, was er ihnen mitbringen sollte. Schöne
Kleider, sagte die eine, Perlen und Edelsteine
die zweite. Aber du, Aschenputtel, sprach er was
willst du haben? Vater, den ersten Zweig, der Euch
auf Eurem Heimweg an den Hut stößt, den brecht für mich ab.
Eines Tages gab der König ein Fest, das drei Tage dauern sollte
und wozu alle schönen Jungfrauen im Lande eingeladen wurden,
damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen könnte.
Die zwei Stiefschwestern, als sie hörten, dass sie auch dabei erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Aschenputtel und sprachen: Kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe und mache uns die Schnallen fest, wir gehen zur Hochzeit, auf des Königs Schloss. Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter, sie solle es ihm erlauben. Du, Aschenputtel, sprach sie, bist voll Staub und Schmutz und willst zur Hochzeit? Du hast keine Kleider und Schuhe und willst tanzen! Als es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich: Da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.
Das Mädchen erhielt Hilfe von Ihren zwei kleinen Freunden. Sie
gingen durch die Hintertür in den Garten und riefen: Ihr
zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem
Himmel, kommt und helft mir lesen, die guten ins Töpfchen, die
schlechten ins Kröpfchen." Da kamen zum Küchenfenster zwei
weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen, und
endlich schwirrten und schwärmten alle Vögel unter dem Himmel
herein und ließen sich um die Asche nieder. Und, die Täubchen
nickten mit den Köpfchen und fingen an pick, pick, pick, pick,
und da fingen die übrigen auch an pick, pick, pick, pick und
lasen alle guten Körnlein in die Schüssel. Kaum war eine Stunde
herum, so waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus.
Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter, freute
sich und glaubte, es dürfe nun mit auf die Hochzeit gehen. Aber
sie sprach: Nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider und
kannst nicht tanzen: du wirst nur ausgelacht.
Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel traurig in den Wald zum Pilze pflücken. Da traf es die Königin, welche sich als Pilzsammlerin verkleidet und Aschenputtel bereits lieb gewonnen hatte. Sie wünschte es sich so sehr als Schwiegertochter, dass Sie ihm ein weißes Kleid, sowie mit Seide und Silber gestickten Pantoffeln auslieh. Sie verlangte aber die Rückgabe der Sachen um Mitternacht. In aller Eile zog es das Kleid an und ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter erkannten es nicht und meinten, es müsste eine fremde Königstochter sein, so schön sah es in dem Kleide aus. An Aschenputtel dachten sie gar nicht und dachten, es säße daheim im Schmutz und suchte die Linsen aus der Asche. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch mit sonst niemandem tanzen, so dass er ihm die Hand nicht losließ, und wenn ein anderer kam, es aufzufordern, sprach er: Das ist meine Tänzerin."
Es tanzte, bis es Abend war, da wollte es nach Haus gehen. Der Königssohn aber sprach: Ich gehe mit und begleite dich, denn er wollte sehen, zu wem das schöne Mädchen gehörte. Sie entwischte ihm aber so geschwind, dass er nicht folgen konnte. Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht und die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: da war, als es hinab sprang, der linke Pantoffel des Mädchens hängengeblieben. Der Königssohn hob ihn auf, und er war klein und zierlich und ganz golden. Am nächsten Morgen ging er damit ins Land und sagte: Keine andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh passt. Doch der Schuh passte keinem Mädchen und so kam der Königssohn zum Haus von Aschenputtel.
Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie
hatten schöne Füße. Die Älteste ging mit dem Schuh in die
Kammer und wollte ihn anprobieren, auch die Mutter stand dabei.
Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht hineinkommen, der
Schuh war zu klein, da reichte ihr die Mutter ein Messer und
sprach: Hau die Zehe ab: wann du Königin bist, so brauchst
du nicht mehr zu Fuß zu gehen. Das Mädchen hieb die Zehe
ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging
zum Königssohn. Als er sie als seine Braut nehmen wollte, da
saßen die zwei Freunde von Aschenputtel und riefen: Rucke
di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh, der Schuh ist zu klein,
die rechte Braut kann es nicht sein." Da blickte er auf
ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er sagte, das wäre
nicht die rechte, die andere Schwester solle den Schuh anziehen.
Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen glücklich in
den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter
ein Messer und sprach: Hau ein Stück von der Ferse ab:
wann du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.
Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß
in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging zum Königssohn. Aber
auch hier riefen die Freunde:: Rucke di gu, rucke di gu,
Blut ist im Schuh, der Schuh ist zu klein, die rechte Braut kann
es nicht sein." Er blickte nieder auf ihren Fuß und sah,
wie das Blut aus dem Schuh quoll und an den weißen Strümpfen
ganz rot heraufgestiegen war. Das ist auch nicht die rechte,
sprach er, habt Ihr keine andere Tochter? Nein,
sagte die Stiefmutter, nur noch ein kleines verkümmertes
Aschenputtell, das kann unmöglich die Braut sein. Der
Königssohn sprach, sie sollte es heraufschicken, die Mutter aber
antwortete: Ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf
sich nicht sehen lassen. Er wollte es aber durchaus haben,
und Aschenputtel musste gerufen werden. Da wusch es sich erst
Hände und Gesicht rein, ging dann hin und neigte sich vor dem
Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte. Dann setzte es
sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren Holzschuh
und steckte ihn in den Pantoffel, der passte wie angegossen. Und
als es sich in die Höhe richtete und der König ihm ins Gesicht
sah, so erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt
hatte, und rief: Das ist die rechte Braut! Die
Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden
bleich vor Ärger: er aber nahm Aschenputtel als Braut. Da riefen
die zwei Freunde: Rucke di gu, rucke di gu, kein Blut ist
im Schuh, der Schuh ist nicht zu klein, die rechte Braut, die
führt er heim."
Und wenn Sie das Stück selbst noch einmal erleben wollen, dann besuchen Sie uns Fronleichnam 2011 auf der Naturbühne im Schneewittchendorf!