Geschichtliches

  Schneewittchen kommt aus Bad Wildungen und die sieben Zwerge aus Bergfreiheit.

Märchen oder Wahrheit?

in Forscher aus Borken hat herausgefunden, dass der Lebensweg der Kurhessen-Waldeckschen Grafentochter Margaretha in das Märchen Schneewittchen der Brüder Grimm eingeflossen ist

Die Parallelen

Dokumentierte Belege aus der Historie der Grafentochter werden den im Märchen geschilderten Ereignissen als Parallelen gegenübergestellt

Zu Eckhard Sander

Sander, der Mathematik und Deutsch an einer Berufsschule unterrichtete, stieß auf die Geschichte, indem er die "sieben Zwerge" fand - für eine Seminararbeit. Bei seinem Besuch im Bergwerk Bergfreiheit erfuhr er mehr über die damaligen Lebensverhältnisse - und von dort an ließ ihn die Geschichte, der Bezug und das Leben nicht mehr los.

 

Märchen oder Wahrheit?

Das weltberühmte Märchen Schneewittchen der Brüder Grimm, hat erstaunlich viel Ähnlichkeit mit der Lebensgeschichte der Tochter Margarethe des hessischen Grafen Philipp IV. von Wildungen.Sie wurde 1533 geboren und nur 21 Jahre alt. Ihr Leben bestimmt offensichtlich den Leitfaden des Märchens. Die Grimms haben die Märchen bekannterweise nicht erfunden, sondern aus Erzählungen und Überlieferungen von der Bevölkerung neu geordnet und aufgeschrieben. Die bekannteste Zuträgerin der Grimms war die in der "Knallhütte" vor Kassel lebende Dorothe Viehmann. Aus Unterlagen der Grimms geht jedoch hervor, dass eine Fassung des Märchens Schneewittchen  auf Erzählungen des Theologen und Germanisten Ferdinand Siebert, welcher im heutigen Schwalmstadt und im angrenzenden Kellerwald tätig war, zurückzuführen ist. Bis zur uns heute endgültig  bekannten Fassung des Märchens entwickelten die Grimms verschiedene Varianten, die  die Phantasie  der Menschen aller Länder entsprechend dem Zeitgeist immer wieder neu anregen - die Motive im Märchen blieben jedoch immer gleich. Im Grunde schildert  es Mord, Intrige und die große Liebe einer schönen Frau. Im Gegensatz zur Realität siegt im Märchen die Liebe über den Tod, während im wahren Leben Magarethe den Mordanschlag nicht überlebt.

Die Parallelen

Sander hebt drei wesentliche Übereinstimmungen des Märchens mit dem Wildunger Grafengeschlecht von Waldeck aus dem 16.ten Jahrhundert hervor, die über Erzählungen in das Märchen der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm eingeflochten wurden.

  1. Das Schicksal der schönen Grafentochter Magaretha.
  2. Die einmaligen Einzimmerhäuser von Bergfreiheit.
  3. Die schwere Kinderarbeit im Bergwerk Bergfreiheit.

 

Das bekannte Märchen der Brüder Grimm:

Erzählt von einer Königin, die wünschte sich im verschneiten Winter ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz. Als sie eine Tochter gebar, bei deren Geburt sie starb, wurde diese deshalb Schneewittchen genannt. Der König nahm sich eine neue, sehr eitle Frau. Sie befragt mehrmals ihren Zauberspiegel nach der Schönsten im ganzen Land. Als Schneewittchen aber sieben Jahre alt war, antwortete dieser zum Entsetzen der Königin: "Frau Königen, ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als ihr."

Margarethas schicksalhafte Lebensgeschic hte:

Geboren wird Margaretha am Himmelfahrtstag gegen Abend im Jahre 1533 auf dem Schloss in Altwildungen. Ihre Mutter,Margarethe, geb. Gräfin von Ostfriesland, verstirbt im elften Kindbett bei der Geburt eines Mädchens. Der Vater, Graf Philipp IV., heiratete 1539 Catharina von Hatzfeld. Die ausgesprochen schöne Tochter Margaretha bekam damit im Alter von 6 Jahren eine kinderlose strenge Stiefmutter.

Daraufhin beauftragte die eifersüchtige Königin einen Jäger das schöne Mädchen zu töten. Dieser hatte aber Mitleid und ließ es laufen. Schneewittchen irrte durch den wilden Wald und fand schließlich Unterschlupf im Häuslein der sieben Zwerge hinter den sieben Bergen. Aus einem Brief im Jahre 1544 geht hervor, dass Margaretha schon in sehr jungen Jahren bei Amalie, geb. Gräfin zu Isenburg und Philipp III. von Nassau-Weilburg außerhalb des Elternhauses erzogen wurde.
Margarethas Onkel, Johann I. von Ostfriesland, erhebt 1545 Anspruch auf ihre weitere Erziehung und lässt sie aus Weilburg über das Siebengebirge (die berühmten sieben Berge)nach Falkenburg in Brabant und an den Brüsseler Hof von Kaiser Karl V. bringen. Dort soll sie ihre Erziehung vervollständigen und einen Bräutigam finden.
Letztendlich gelingt der Königin der Mord mit einem giftigen Apfel und die Zwerge bahren Schneewittchen in einem gläsernen Sarg auf. Als ein Prinz das schöne Mädchen im Sarg erblickte, verliebte er sich in die schlafende Schönheit und kann es im Märchen wiederbeleben und heiraten. Der Infant Philipp von Spanien, der legitime Sohn des Kaisers, soll sein Land kennenlernen und reist dazu 1549 von Spanien über Deutschland nach Brüssel in Brabant. Dort lernt er die schöne Gräfin aus Waldeck kennen, die in dieser Zeit als Ehrenjungfrau in den Diensten der Königin Maria, der Tante von Philipp, im Schloss Coudenberg stand. Aber der Prinz wird vom Vater, dem Kaiser Karl V., an die Königin Maria Tudor von England versprochen. Es kam zu Konflikten. Margarethas Gesundheit schwindet und sie stirbt unerwartet am 15.03.1554 im Alter von gerade einmal 21 Jahren. In der waldeckischen Grafschaft vermutet man, an Gift.
Das Zwergenhaus:

Wie in dem Märchen zu lesen ist, gelangte Schneewittchen auf der Flucht vor der Stiefmutter schließlich am Abend zu einem Häuschen mit einem für sieben Personen gedeckten Tisch. Ferner standen an der Wand sieben Bettchen, also die Beschreibung eines Einzimmerhauses für Bergleute. Das Mädchen aß von jedem Teller ein wenig und legte sich müde in das siebte Bett.

Die Einzimmerhäuser von Bergfreiheit:

Die kleinen Häuser der ersten Bergarbeiter, man nennt sie auch Einraumhäuser, die in dem idyllisch gelegenen Ort Bergfreiheit noch heute in ihrer einzigartigen Architektur vorhanden sind, entsprechen durchaus realistisch in ihrer Nutzung der Beschreibung des Zwergenhauses  im Märchen.  Es handelt sich dabei um kleine Häuser mit nur einem Raum, in dem bis zu fünf  Bergarbeiter wohnten und schliefen. Heute wird diese Bauweise im Grundriss des Einzimmerhauses der Öffentlichkeit im Schneewittchenhaus zugänglich gemacht,

Die Zwerge:

Als die kleinwüchsigen Hausbewohner müde von ihrer Arbeit im Bergwerk heimkehrten, wunderten sie sich, denn es stand nicht alles so am Platz, wie sie es gewohnt waren. Schließlich fanden siedas Mädchen schlafend im siebten Bettchen. Von ihrer Schönheit angetan, ließen sie es bis zum nächsten Morgen liegen. Nach dem sie den Zwergen von ihrem Schicksal berichtete, durfte sie bleiben und den kleinen Männern den Haushalt versehen, damit alles reinlich und sauber gehalten wird.

Kinderarbeit im Bergwerk Bergfreiheit:

Kinderarbeit im Bergbau, die zu Lebzeiten Magarethas üblich war,  kann in Bergfreiheit sogar anhand alter Bergrechnungen nachgewiesen werden. Die schweren Arbeitsbedingungen im Berg, schlechte Ernährung, im Liegen den so genannten Hunt schiebend, dabei kein Sonnenlicht sehend, blieben sie im Wachstum zurück. Diese Kinder vergreisten vorzeitig, wenn sie denn schon vor der Pubertät im Berg ihr Zubrot verdienen mussten.Mit ihren Filzkappen, die sie vor Steinschlag schützen sollten,  sahen sie dann aus wie die Zwerge im Märchen, wenn sie nach getaner Arbeit aus dem Berg ans Tageslicht kamen. Margarethas Bruder Graf Samuel nahm ab 1552 den Bergbau in Bergfreiheit an der Leuchte mit den vier Erzgruben Himmlische Gabe, zum Segen Gottes, Allerheiligen Guth und Zu den fünf Eichen auf.

Ausführlich mit weiteren Parallelen und Quellenangaben in den Büchern "Das Leben der Margaretha von Waldeck / Schneewittchen und die 7 Zwerge - das Märchen" oder "Schneewittchen, Märchen oder Wahrheit" nachzulesen. Beide Bücher können über den Heimat- und Verkehrsverein Bergfreiheit e.V. bezogen werden.